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#Interview – Aya Alokhwan: Ich bin meinem “neuen Leben” flexibel und offen begegnet

Aya Alokhwan hat ihr Pharmaziestudium in Damasakus absolviert und sich damit ihren Jugendtraum, Apothekerin zu werden, erfüllt. Seit 2013 lebt die Pharmazeutin mit ihrer Familie in Norddeutschland und erreicht mit ihrem Instagramkanal @frag_aya mittlerweile über 23.000 Follower – und es werden täglich mehr. Hier bekommen ihre Abonnenten Hilfe und wertvolle Tipps in ihrer Muttersprache rund um pharmazeutische Fragen. Aya Alokhwan berichtet über die Herausforderungen, die sie auf ihrem beruflichen Weg nach Deutschland gemeistert hat, wie sie sich hier die staatliche Anerkennung ihres Studiums, die Approbation, erarbeitet hat und erklärt, warum sie jungen Menschen mit arabischen Wurzeln den Arbeitsplatz Apotheke ans Herz legt.

Aya Alokhwan kseibi ist approbierte Apothekerin und lebt ihren Jugendtraum. (Foto: privat)

Frau Alokhwan, wären Sie so nett, sich vorzustellen?

Ich bin Aya Alokhwan kseibi und wurde1988 in Homs / Syrien geboren. Seit 2013 wohne ich mit meinem Mann in Lüneburg. Ich habe zwei Kinder, lmad und Karim, und bin seit 2017 approbierte Apothekerin.

Welches Fach möchten Sie in der Schule besonders?

Meine schulischen Interessen waren die Fächer Physik, Mathematik und Biologie.

Wussten Sie schon als Kind, dass Sie Apothekerin werden möchten oder warum haben Sie sich für ein Pharmaziestudium entschieden? An welcher Universität haben Sie in Syrien studiert?

Seit ich 13 Jahre alt war, war es mein Ziel Apothekerin zu werden. In unserer Nachbarschaft eröffnete damals eine junge Apothekerin ihre Apotheke. Mir gefiel die Apotheke, die klare Struktur, die Dekoration und Präsentation der medizinischen und nicht-medizinischen Produkte. Ein Traum erwachte in mir und seitdem träumte ich von einer eigenen Apotheke. Es war pure Magie, dieser Traum. An der Universität in Damaskus habe ich später für fünf Jahre Pharmazie studiert.

Können Sie uns drei persönliche Stärken nennen, die Ihnen bei Ihrem Studium und Ihrem weiteren beruflichen und auch privaten Weg nach Deutschland geholfen haben?

Besondere Eigenschaften für das erfolgreiche Studium sind ein gutes Zeitmanagement, Prioritäten setzen können und sein eigenes Selbstbewusstsein stärken und heben. Hier in Deutschland waren für den Start meine jugendliche Neugier, meine Aufgeschlossenheit und Mut wichtig. Ich bin den Menschen offen, freundlich und zugewandt begegnet und habe nicht aufgegeben.

War es für Sie schwer, einen Praktikumsplatz in Niedersachsen zu finden? Womit konnten Sie Ihren Chef, Ihre Kolleginnen und Kollegen, aber auch die Patienten besonders überzeugen?

Aya Alokhwan hat in Norddeutschland ihren neuen Lebensmittelpunkt gefunden. (Foto: privat)

Es war viel leichter als erwartet, einen Praktikumsplatz in einer Apotheke zu bekommen. Ich habe mich in der „wir leben“ Apotheke beworben, wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen und das Gespräch verlief sehr vorteilhaft für mich. Der Chef war sehr freundlich und hat mir zu verstehen gegeben, dass er viel von mir erwartet. Er hat mir viel Verantwortung übertragen und ich bemühte mich, ihn nicht zu enttäuschen.

Während des Praktikums hatte ich ein gutes Gefühl, ich war glücklich. Ich bin flexibel und offen, jung genug um ein „neues“ Leben in einer mir fremden Kultur zu wagen. Es war natürlich eine Herausforderung für mich die deutschsprechenden Kunden mit Kopftuch zu bedienen und zu beraten. Die Reaktion der Kunden war meist durchweg positiv, sie haben meine Bemühungen wertgeschätzt und sind mir mit Respekt begegnet. Ein syrisches Sprichwort sagt: „Verurteile keine Person, bevor du nicht einen Tag in seinen Schuhen gelaufen bist“.

Die Pandemie hat Ihnen beruflich gesehen „einen Strich durch die Rechnung gemacht“: Sie konnten Ihren Plan, in diesem Jahr nach der Elternzeit in die Apotheke zurückzukehren, nicht verwirklichen. Wie kamen Sie auf die Idee, einen Kanal bei Instagram ins Leben zu rufen?

Über vier Jahre war ich in Elternzeit und Zuhause mit meinen zwei Jungen beschäftigt. Schon während dieser Zeit habe ich überlegt, wie ich meine pharmazeutischen Kenntnisse auffrischen könnte, ohne die Erziehung meiner Kinder zu vernachlässigen. Als junger, technikaffiner Mensch habe ich mich für lnstagram entschieden: Es sollte mir und meinen Followern Spaß machen, neues Wissen zu vermitteln, Fragen zu stellen und zu beantworten. Lernen in der Gruppe gelingt besser als alleine, diese Erfahrung machte ich schon in der Zeit meiner Approbationsvorbereitung kurz vor der Geburt des zweiten Kindes!

Als ich bemerkt habe, wie viele Menschen, meist arabischsprechende Flüchtlinge aus Syrien oder anderen Ländern, in Deutschland und anderswo unter Krankheiten leiden ohne sich richtige Informationen einholen zu können und richtig beraten zu werden, habe ich meine lnstagram-Seite @frag_aya neu ausgerichtet. Mit der sprachlichen Barriere suchen die Menschen seltener einen Arzt auf, dieser arabisch sprechenden Bevölkerungsgruppe möchte ich helfen und unterstützen.

Sie stecken sehr viel Arbeit in Ihren Kanal @frag_aya mit über 23.000 Followern. Was motiviert Sie, die Fragen zu beantworten und auch viel Recherchearbeit zu investieren?

Schon über 23.000 User folgen @frag_aya – und es werden täglich mehr!

Es ist ein schönes Gefühl und es lohnt sich, anderen Menschen freiwillig zu helfen. Ich bekomme viel positives Feedback, was mich wiederum in meinem Engagement bestärkt. Meine Follower verstehen mit der Zeit immer besser, wie das deutsche Gesundheitssystem funktioniert und finden sich nun mit meiner Hilfe besser zurecht. Ich bekomme sehr schöne Rückmeldungen, die mich motivieren, weiter täglich circa 90 Minuten zu investieren. Ich bin dankbar in der „wir leben“ Apotheke die Chance auf ein Praktikum bekommen zu haben, freue mich über deren positives Feedback und weitere Unterstützung und bin stolz auf meinen Mann Omar und meinen Bruder Walid und meine Freundin Hanna, die mich unterstützen.

Würden Sie junge Menschen mit Migrationshintergrund ermutigen, eine Ausbildung in der Apotheke vor Ort zu machen bzw. ein Pharmaziestudium aufzunehmen? Wenn ja, warum? Wie wichtig sind Sprach- und kulturelle Kenntnisse, um die Patienten in der Apotheke bestmöglich zu betreuen?

Ich würde jedem jungen Menschen mit arabischen Wurzeln raten, eine pharmazeutische oder medizinische Ausbildung, je nach den persönlichen Fähigkeiten und dem eigenen Schulabschluss, zu machen, um den kranken Menschen mit arabischen Wurzeln in den vielen Bereichen des deutschen Gesundheitssystems zu unterstützen. Pharmazie ist ein sehr schwieriger Studiengang, das sehr gute Abiturnoten voraussetzt. Die Arbeitsbelastung während des Studiums ist sehr hoch, Ausdauer ist gefragt. Ein eher trockenes Studium mit viel theoretischem Wissen, das viel Fleiß erfordert, besonders in Chemie. Es muss viel auswendig gelernt werden und auch die Arbeit im Labor ist sehr umfangreich. Es macht allerdings viel Spaß in kleinen Lerngruppen sich den Stoff zu erarbeiten, also nur Mut. Für mich war es die richtige Entscheidung, in Damaskus Pharmazie studiert zu haben. Ich will immer noch Apothekerin sein und meinen Traum erfüllen. Die sprachlichen und kulturellen Kenntnisse sind sehr wichtig, um das Vertrauen der Kunden und eine Kundenbeziehung aufzubauen und zu stabilisieren. Mit Hilfe der Kollegen im Team, dem wachsenen Selbstbewusstsein sich auch sprachlich korrekt auszudrücken, mit einer guten Beratung für eine konstante Kundenzufriedenheit zu sorgen, gelingt es mir. Der Anfang war für mich schwer, aber nicht unmöglich. Ich bin offen, flexibel und engagiert und habe Anmerkungen, positive wie negative Kritik angenommen.

 

Apotheker, die im Ausland ihr Pharmaziestudium absolviert haben und in Deutschland arbeiten möchten, benötigen eine staatliche Anerkennung ihres Apothekerdiploms, die sogenannte Approbation bzw. Berufserlaubnis. Einen entsprechenden Antrag auf Anerkennung können Pharmazeutinnen und Pharmazeuten können bei den zuständigen Behörden stellen. Mehr Informationen zum Anerkennungsverfahren hat die ABDA auf ihrer Website zusammengestellt.

 

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