#Interview – Leon Mittl: Ich möchte mit Apothekerklischees aufräumen
Leon Mittl ist Pharmaziestudent und veröffentlicht Videos rund um die Themen Apotheke, Gesundheit, Studium und Medikamente auf seinem TikTok-Kanal @leon.pharmazie. 17 Tausend Menschen verfolgen seine Beiträge und es werden täglich mehr. Mit Witz bringt er seinen Followern das Leben als Apotheker näher und erklärt kurz und deutlich, wie Medikamente wirken. Die Bedeutsamkeit des Berufs des Apothekers in den Vordergrund zu rücken, liegt ihm besonders am Herzen.
Hallo Leon! Was möchtest du mit deinen Videos erreichen und
was treibt dich an?
Ich möchte Menschen unterhalten und ihnen die spannende Welt der Pharmazie näherbringen. Außerdem ist es mir wichtig, mit typischen Apothekerklischees aufzuräumen und die Bedeutsamkeit der Apotheke vor Ort in den Vordergrund zu stellen.
Was hat dich dazu bewegt deinen Kanal auf dieser Plattform mit sehr jungem Publikum zu eröffnen und mit deinen eigenen TikToks zu starten?
TikTok ist eine Plattform, wo viel mehr Menschen unterwegs sind als man zunächst denkt. Zwar findet man hier hauptsächlich Menschen, die zwischen 16 und 24 Jahre alt sind, allerdings ist ca. jeder 3. Benutzer über 25 Jahre alt. Man erreicht mit dieser Plattform also auch viele Erwachsene.
TikTok ist zudem eine Plattform, wo man mit gutem Content sehr schnell viel Reichweite bekommen kann – dies hat zu mehreren Videos mit über 100.000 Aufrufen geführt. Zum Vergleich: auf Instagram erhalten meine Videos bisher maximal 600 Aufrufe.
Hieran wird deutlich, dass man mit TikTok aktuell einfach viel mehr Menschen erreichen kann und genau das ist ja auch mein Ziel – möglichst viele Menschen zu unterhalten und über die Wirkung von Medikamenten zu informieren. Im besten Fall trage ich durch die Videos dazu bei, dass die Medikamente am Ende richtig eingenommen werden.
Du postest ja regelmäßig verschiedensten Content. Woher bekommst du deine Ideen?
Ich lasse mich von verschiedensten Quellen inspirieren. Dazu zählen Bücher über den Apothekenalltag, aber auch mehrere pharmaziebezogene Social Media-Accounts. Natürlich kommt auch von meiner Community viel Anregung, wofür ich sehr dankbar bin. Dadurch habe ich die Möglichkeit, genau den Content zu produzieren, den sich meine Follower wünschen.
Es kommt außerdem häufiger vor, dass ich im Rahmen meines Studiums auf für mich sehr interessante Dinge stoße, die ich gerne mit anderen teilen möchte. Bereits vor TikTok habe ich öfter mit Freunden beispielsweise über Wirkmechanismen gesprochen, welche mich einfach fasziniert haben. Durch TikTok habe die Möglichkeit, meine Faszination nun mit viel mehr Menschen zu teilen.
Du hast ja schon 17Tsd Follower auf TikTok. Wen genau möchtest du mit deinen Inhalten erreichen?
In erster Linie alle Menschen, die sich wenigstens ein bisschen für Medikamente interessieren ohne beruflich zwangsläufig etwas in diesem Bereich machen zu müssen. Aus diesem Grund halte ich die Videos so einfach wie möglich und gehe mit Fachsprache sehr sparsam um. Ich finde, dass nicht alles zwangsläufig so komplex dargestellt werden muss wie es in der Realität ist. Solange die Menschen das grundlegende Prinzip verstanden haben bin ich schon zufrieden.
Eine Figur, die sich so langsam auf deinem TikTok Kanal etabliert hat, ist Karen. Wie und wann wurde Karen geboren?
Ich fing irgendwann an in meinen Apothekenstorys mehr Rollen mit einzubinden. Karen ist eine Rolle mit hohem Wiedererkennungswert und als ich einer Freundin von mir ein Karen-Video gezeigt habe kam sie auf die Idee, die Person „Karen“ zu nennen. Seitdem baue ich den Charakter regelmäßig in die Videos mit ein.
Deine TikTok Videos, vor allem rund um die Erklärungen von Medikamenten scheinen sehr
aufwendig zu sein. Wie viel Zeit beanspruchen deine Videos und wie schaffst du das mit
deinem Studium zu vereinbaren?
Die Erklärvideos sind in der Tat die aufwendigsten Videos die ich produziere. Ein Video dauert zwischen 1,5 und 3,5 Stunden – je nach Thema. Die Zeit dafür habe ich aufgrund der aktuellen Pandemiesituation. Die Univeranstaltung finden aktuell fast alle online statt und auch die Laborpraktika sind stark verkürzt, wodurch wir deutlich mehr Freizeit haben. Dies ermöglicht es mir, beides unter einen Hut zu bekommen. TikTok und Uni – wobei die Uni hier immer Vorrang hat.
Du veröffentlichst regelmäßig neue Apothekenstorys zum Schmunzeln. Welche Story ist dein
Highlight, an das du als erstes denkst?
Da muss ich spontan an das „Apothekenalltag #10“ Video denken, wo ein älteres Ehepaar mit einem Viagra-Rezept (Sildenafil) in die Apotheke kommt und der Mann damit seine Frau überraschen möchte. Am Ende wollte er es sogar als Geschenk verpacken lassen.
Was hat dich angetrieben dein Studium der Pharmazie zu starten und den Beruf des
Apothekers zu wählen?
Bereits seit Beginn der Mittelstufe fing ich an großes Interesse für Chemie zu entwickeln. Ursprünglich wollte ich deshalb Chemie studieren und stieß als ich mich mehr über das Chemiestudium informieren wollte auf das Fach Pharmazie. Ich fand raus, dass Pharmazie ebenfalls sehr viel mit Chemie zu tun hat und informierte mich anschließend intensiver überdiesen Studiengang. Im Rahmen dessen fing ich zwangsläufig an mich mehr mit dem Beruf des Apothekers zu beschäftigen und konnte mich immer mehr mit diesem identifizieren. Es ist der perfekte Beruf, wenn man Naturwissenschaft und Medizin kombinieren und gleichzeitig gerne mit Menschen arbeiten möchte. Die komfortable Jobsituation und die Möglichkeit der Selbstständigkeit haben dann letzte Zweifel beiseite geräumt, sodass ich mir in der 11. Klasse dieses Ziel gesetzt und seitdem konstant daran gearbeitet habe.
Wo siehst du dich und deinen Kanal in 5 Jahren?
In 5 Jahren sehe ich mich persönlich halbtags in einer Apotheke und halbtags in einer PTA Schule arbeiten. Ich denke, dass diese Mischung aus Lehre und Praxis genau das Richtige für mich ist. Was Social Media betrifft sind 5 Jahre eine sehr lange Zeit. Wenn mein Kanal weiter so wächst wie bisher kann ich zu diesem Zeitpunkt mehreren hunderttausend Follower täglich von meinem Alltag erzählen, sie mit den daraus resultierenden Geschichten zum Lachen bringen und weiterhin über die spannenden Themen der Pharmazie informieren.
Wirst du auf der Straße auch erkannt und angesprochen?
Nein, soweit kam es bisher noch nicht. Da ich momentan aufgrund der Pandemie nicht viel unter Menschen bin gibt es allerdings auch wenig Möglichkeiten dazu.
Eine Ausbildung im Bereich Pharmazie kann Dich zu Deinem Traumberuf des Apothekers bringen. Hier wird unter Anderem alles rund um die Themen Chemie, Biologie und Arzneiformenlehre unterrichtet. Die ABDA hat alle relevanten Informationen inklusive eines Musterausbildungsplans und eines Leitfadens zusammengestellt. Schau dort doch einmal vorbei.
Du willst wissen, was eine Pharmazeutisch Technische Assistentin macht? Dann schau bei dem Video von Larissa Ismaili vorbei.